Hintergrund ist die aktuelle Situation, dass bei den momentan niedrigen Preisen geprüft wird, wo Kosten eingespart werden könnten. An den Direktkosten sind Futterkosten zu 70 bis 80 Prozent beteiligt. Lässt sich dies nennenswert senken, ohne andere Nachteile zu bewirken?
In dem Fütterungsversuch führten Kraftfuttergaben, die sich an aktuellen Empfehlungen zur Schätzung der Futteraufnahme und zur Kraftfutterzuteilung orientieren, zu deutlich höheren Futteraufnahmen und Milchmengen. Eine Abweichung der Kraftfuttergaben unterhalb dieser Normfütterung in verhaltener oder starker Form führt zwar zu einer etwas höheren Aufnahme der aufgewerteten Mischration, jedoch wird die verringerte Kraftfuttergabe nur zu einem sehr geringen Teil kompensiert. Dies bedingt eine verringerte Energie- und Nährstoffversorgung, wodurch sich gerade zu Laktationsbeginn deutlich verminderte Milchleistungen und eine wesentlich stärkere Mobilisation von Körperreserven ergibt. Aus vielen anderen Versuchen und Praxisbeobachtungen ist allerdings bekannt, dass im dritten Laktationsdrittel ein Kraftfuttereinsparpotenzial gegeben ist, ohne die biologischen Leistungen zu verschlechtern. Ein Ansatz, Futterkosten zu reduzieren, sollte aus diesem Grund wenn überhaupt in diesem Laktationsabschnitt genutzt werden.
Die Autoren kommen abschließend zum Fazit, dass für eine Erhaltung der Tiergesundheit und unter ökonomischen Aspekten dem Leistungspotenzial entsprechend gefüttert werden und keine Reduzierung des Milchleistungsfutters vorgenommen werden sollte. Selbst bei den momentan niedrigen Milchpreisen sind die durch Kraftfutterabzug eingesparten Futterkosten deutlich geringer als der durch verringerte Milchleistung bedingte Milchgeldverlust. Demnach bestand in dem Versuchsaufbau kein Einsparpotenzial an Kraftfutter.
Veröffentlichung im Landwirtschaftlichen Wochenblatt Westfalen-Lippe, 30/2009 vom 23.07.2009
Autoren: Dr. Martin Pries, Landwirtschaftskammer NRW, Jens Benninghoff und Prof. Dr. Karl-Heinz Südekum, Universität Bonn