Berlin/Bonn. Der Trend zeigt nach zwei Jahren Reduktion für die Futtermittelwirtschaft erstmals wieder eine Beruhigung. In den ersten 10 Monaten des Jahres 2024 konnte in der Mischfutterproduktion ein leichter Zuwachs von 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielt werden. In der Region Süd stieg die Schweinefutterproduktion um 6,5 Prozent, im Norden um 1,4 Prozent, im Osten sogar um 3,5 Prozent. In ganz Deutschland konnte die Produktion von Schweinefutter um 1,7 Prozent gesteigert werden. Die Entwicklungen sind für die verschiedenen Futterarten in den einzelnen Regionen Deutschland unterschiedlich auf Grund der wirtschaftlichen Situation. „Wir blicken skeptisch in die Zukunft, weil eine positive Entwicklung ausschließlich durch mutige Entscheidungen in der Politik beeinflusst wird“, erläuterte Dr. Hermann-Josef Baaken, Sprecher der DVT-Geschäftsführung. Derzeit würde alle abwarten und versuchen, mit dem „normalen Geschäft“ die unsichere Zeit zu überleben.
Im vergangenen Jahr hat die EU-Entwaldungsverordnung die Marktbeteiligten stark beschäftigt. „Wir begrüßen die Verschiebung des Starts, weil viele Fragen zur Umsetzung noch nicht beantwortet sind“, sagte Baaken. Kritik übte er erneut an der Einseitigkeit der Regelungen, weil die Futtermittelindustrie weiter ist und die gesamte Nachhaltigkeit betrachtet, während die Entwaldungsverordnung lediglich die Entwaldung bewertet und alle weiteren, aber wichtigen Nachhaltigkeitsaspekte unberücksichtigt lasse. Der DVT werde zudem Vorschläge für die Risikoeinstufung der Länder einbringen, nachdem die EU-Kommission hierzu bislang keinen Vorschlag vorgelegt habe. Zudem sei die Rückverfolgung eine massive bürokratische Belastung für die Betriebe.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Umweltberichterstattung. „Wir arbeiten branchenweit an einem Konzept zur einheitlichen Bewertung der Umweltwirkung der Tierhaltung und können auf ein bereits existierendes Konzept aufbauen. Die 16 Werte geben ein vollständiges Bild über die Umweltwirkung, denn allein der CO2-Fußabdruck reicht nicht aus“, erläuterte DVT-Geschäftsführer Dr. Hermann-Josef Baaken. Die Futtermittelwirtschaft könne mit der Lieferung der Informationen an die Landwirte mithelfen, deren Ermittlung in der Wertschöpfungskette zu komplettieren. Eine bundesweit einheitliche Bewertung unter Beteiligung der Offizialberatung sei zu erwarten. Daran würden sich alle in der Wertschöpfungskette bis zum Lebensmittelhandel beteiligen.
Ein weiteres Thema ist auch die neue durch die Wissenschaft erarbeitete Energiebewertung für die Rinderhaltung, deren Umsetzung in die Praxis begleitet werden müsse und mehrere Jahre dauere.
Forderungen an die neue Regierung
Die Futtermittelwirtschaft erwartet von der neuen Regierung Tatkraft in der Umsetzung der offenen Baustellen. Dazu lägen die Vorschläge der ZKL und der Borchert-Kommission, nun auch ein aktualisierter Forderungskatalog vor. Der Staat solle möglichst wenig Einfluss nehmen und stattdessen die erforderlichen Rahmenbedingungen für Investitionen schaffen. Baaken: „Wir fordern ein Bekenntnis zur Landwirtschaft und der Notwendigkeit zur Produktion in Deutschland. Dafür haben wir klimatisch optimale Voraussetzungen. Auch ein Export von Produkten dürfe nicht aus grundsätzlichen, politisch motivierten Erwägungen abgelehnt werden. Dies alles müssen selbstverständlich den Erfordernissen der Nachhaltigkeit gerecht werden. Dazu stehe auch die Futtermittelwirtschaft, die pauschale Diskriminierungen von Rohstoffimporten ebenso ablehnt wie eine einseitige Überbewertung der heimischen Produktion.
Baaken: „Ausserdem benötigen wir global den freien Warenzugang und Rohstoffen. Wir lehnen Zölle ab, die keinen Einfluss haben, sondern eher Verschiebungen von Warenflüssen verursachen. Wir brauchen einheitliche und gleichwertige rechtliche Bedingungen weltweit, wie die WTO sie vorsieht.“ Daher begrüßt der DVT ein Mercosur-Abkommen, in dem die Beteiligten sich auf Standards verständigen. „Wir dürfen nicht den Musterknaben und Besserwisser spielen, was einige politische Kräfte tun“, sagt Baaken. Wenn im Mercosur-Abkommen die Nachhaltigkeit einvernehmlich behandelt wird und auch die Entwaldung geklärt wird, sei dies ein wichtiges Ergebnis. Als wichtige Forderung an die Regierung forderte er auch den Bürokratieabbau, der den Futtermittelbetrieben zu schaffen macht. So müsse die Sonntagsarbeit flexibilisiert werden, um Futterlieferungen sicherzustellen. Man müsse zudem neue technologische Entwicklungen anerkennen und auch genehmigen. Hier gebe es starke Wettbewerbsverzerrungen zu anderen Ländern, die Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit haben und die deutsche Landwirtschaft benachteiligen.
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